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SANDRA-COMEBACK
Häschen mit den Grübchen

Es war einmal vor langer Zeit, da tanzten die Menschen in Großraumdiskos zu "Maria Magdalena". Die Sängerin hieß Sandra, und wenn überhaupt, erinnert man sich an ihre Grübchen. Jetzt, 22 Jahre später, wagt der Achtziger-Jahre-Star ein Comeback.

Die blaue Stunde geht so unbemerkt, wie sie gekommen ist, draußen glitzert die Mitte Berlins durch einen trüben Winterabend und drinnen holt sich Sandra Cretu einen Energy-Drink aus der Hotelbar, um in Form zu bleiben. Ein Tag voller Interviews fordert seinen Tribut. Auch eine Ikone strengt es an, sich wieder ins Gespräch zu bringen.


SANDRAS COMEBACK MIT 44: POPMUSIK, DEM ALTER ANGEPASST
  

Die achtziger Jahre sind lange vorbei, aber Sandra ist zurück. 22 Jahre nach "Maria Magdelena", 12 Jahre nach ihrem Rückzug aus dem Musikgeschäft, soll mit "The Art of Love" das Comeback gelingen. Und nicht nur das: Für Sandra Cretu ist dieses Album "etwas ganz Neues", sogar "ein Befreiungsschlag" und nicht zuletzt der Versuch "mein eigenes Ding durchzuziehen".

Dazu muss man wissen, dass Sandra deshalb Cretu heißt, weil sie 1988 Michael Cretu heiratete. Der kann sich dank seines Projekts Enigma die Wände mit Platin tapezieren, steht aber auch hinter Pophits von Moti Special, Hubert Kah, Andru Donalds, Peter Schilling oder Inker & Hamilton. Kaum jemand beschallte die Großraumdiscotheken der achtziger Jahre so effektiv wie Cretu. Einen sorglosen Lebensabend sicherte er sich endgültig, als er seiner damaligen Lebensgefährtin Sandra Ann Lauer "Maria Magdalena" auf den schmächtigen Leib schrieb. Der Song wurde Nummer Eins in 21 Ländern, die kleine Frau mit den tiefen Grübchen und der leicht piepsigen Singstimme war fortan ein Star. Drei Jahre später wurde geheiratet.

Das Paar zog nach Ibiza, also ziemlich exakt dorthin, wo die Hits im Italo-Disco-Format, die Cretu fortan für seine Gattin produzierte, in Freiluftdiscos dankbare Abnehmer fanden. Doch die Rollen waren klar verteilt. "Michael hat mir zwar aus der Seele gesprochen", erzählt Sandra über diese Zeit, "aber er hatte die Songs immer schon fertig und hat sie dann so aufgenommen, wie er wollte." Nun will sie einen eigenen Weg gehen, sagt sie, aber zugleich auch nicht dieses Image verleugnen.

Abgrenzen vom Ehemann

Denn damals war Sandra eine Institution, ihre Songs gehörten unweigerlich in die Plattenkiste der international agierenden Party-DJs. Es ist lange her: "Aber wie schnell die Zeit rennt, das merke ich nicht an der Musik, sondern an den Kindern." Die kamen 1995, das Paar bekam Zwillinge. Sandra stellte ihre Solo-Ambitionen zurück, während der Ehemann mit Enigma die Ambient-Musik popularisierte. Sie brachte die Kinder in die internationale Schule, er das Geld nach Hause. Ab und zu sang sie noch auf Enigma-Platten oder nahm ein Duett mit DJ Bobo auf.

Kein Wunder, dass "schon länger" der Wunsch nach Emanzipation in ihr reifte. Waren die Kinder in der Schule, trieb es Mama ins Studio. Mit festen Plänen: "Es sollte nicht klingen wie Enigma und unbedingt auch nicht nach der Eighties-Ikone Sandra", erzählt sie und steckt sich eine der von Zuhause mitgebrachten Zigaretten, Marke Fortuna, an. Das Vorhaben war erfolgreich: Stattdessen klingt "The Art of Love" wie eine der vielen, weitgehend austauschbaren Mainstream-Pop-Produktionen, auch wenn die Urheberin hofft, "dass man den Künstler hört". Das Wort "Künstler" und die englische Entsprechung "artist" gehören zu den beliebtesten Ausdrücken in ihrem Sprachmischmasch.

Für ihr erstes richtiges eigenes Album hat die Künstlerin Kindheitserinnerungen verarbeitet in Songs wie "Dear God … If You Exist". "Casino Royale", erzählt sie, sei inspiriert vom gleichnamigen James-Bond-Film. Stolz ist sie vor allem darauf, dass ihr eine andere Mutter, Sinhead O’Connor, einen Song geschrieben hat. Kurz gesagt: Zwar hat sie sich mit Jens Gad als musikalischen Kollaborateur ausgerechnet mit einem langjährigen Mitarbeiter ihres Mannes zusammen getan, aber dennoch tönt aus jeder Zeile das tapfere Bemühen, sich vom Ehegatten abzusetzen. Während der seine Tracks weitestgehend am Computer zusammen schraubt, sind achtzig Prozent ihres Albums live eingespielt. Aus Japan ließ sie sich für den Titelsong extra eine Koto-Spielerin einfliegen. "Es ist schon noch Popmusik", meint die mittlerweile 44-Jährige, "aber viel ruhiger geworden, meinem Alter angepasst."

Der Alleingang hat der Beziehung trotzdem "gut getan", sagt Sandra. "Jeder konnte sich auf seine Arbeit konzentrieren." Tatsächlich belästigte sie ihren Mann nicht einmal als Geschmacksinstitution. Michael Cretu bekam keine Vorab-Versionen zu hören: "Ich wollte keine Kommentare von ihm hören, weder positiv noch negativ." Erst das fertige Produkt wollte sie dem Angetrauten auf den Schreibtisch legen. Und wenn sie von diesem Plan erzählt, dann tauchen sogar wieder die berühmten Grübchen auf in diesem müde gewordenen Gesicht.

19.02.2007/ von Thomas Winkler.

 


Sandra Cretu hatte in den 80ern seit ihrem Nummer-Eins-Hit "Maria Magdalena" noch viele weitere Top Hits, und räumte sowohl national als auch international gehörig ab. Nach einigen Jahren Pause versuchte Sandra 2001 mit der Single "Forever" und dem Album "The Wheel Of Time" ihr Comeback, das mehr oder weniger erfolgreich funktionierte.

Nach dem Duett "Secret Of Love" mit DJ Bobo vor einem Jahr erscheint jetzt mit "The Art Of Love" ihr elfter Longplayer. Dieser wurde zum ersten Mal nicht von Enigma-Mastermind und Ehemann Michael Cretu produziert. Wieso? Das erklärte uns die Sängerin in einem Interview.

Dein neues Album "The Art Of Love" hat zum ersten Mal nicht Dein Mann Michael Cretu produziert, sondern Jens Gad, der in den Credits früher bereits als Co-Produzent, Komponist und Musiker auftauchte. Wer hatte denn die Idee für die "getrennten musikalischen Wege" von Dir und Michael und wie kam es dazu?
 
Sandra:
Michael hat zur der Zeit, wo ich mein Album aufgenommen habe, noch am neuen Enigma-Album gearbeitet. Da hat sich die Zusammenarbeit mit Jens angeboten. Wie Du schon richtig bemerkt hast, war Jens bereits an meinen letzten Alben beteiligt, und ist mit mir und meinen bisherigen Werken sehr vertraut. Jens ist wie ein Bruder für mich. Daher lag die Idee sehr nah, das neue Album mit ihm aufzunehmen.
 
Eine weitere Premiere: Du hast die meisten Texte des neuen Albums selbst geschrieben und wenn ich mir die Pressemitteilung und die Songtitel anschaue, dann scheint es sich um sehr persönliches Album zu handeln. Wie viel von Deinem Leben und Deiner Vergangenheit steckt in den Texten? Was hat Dich dazu inspiriert diesmal selbst zur Feder zu greifen?
 
Sandra:
Richtig. In den Texten meines neuen Albums steckt sehr viel Persönliches aus meinem Leben und aus dem, was ich erlebt habe. Textideen hatte ich schon immer. Die passten aber nicht zu meinen früheren Songs. Aber jetzt hat es gepasst und somit war es an der Zeit diese Textideen umzusetzen.

Die Backgroundvocals bei "What Is It About Me" hat Kim Sanders eingesungen, die auch schon erfolgreich mit Culture Beat und Schiller zusammengearbeitet hat. Wie ist dieser Kontakt enstanden?
 
Sandra:
Der Kontakt entstand durch Jens Gad. Er kennt sie persönlich und hat sie gefragt, ob sie den Background bei dieser Nummer singen möchte. Und sie hat ja gesagt! 
      
Neben diesem Song mit Kim Sanders befindet sich auf Deinem neuen Album auch ein weiteres Duett mit DJ Bobo. Mit ihm hast Du ja bereits "Secrets Of Love" aufgenommen. Wie kam es zu der Entscheidung, einen weiteren Song mit ihm aufzunehmen?

 Zuversichtlich in die Zukunft: Sandra
 
Sandra:
Wir haben, als wir "Secrets Of Love" aufgenommen haben, auch schon "Love Is The Price" eingesungen. Ich fand unsere Version von "Love Is The Price" besser. René, also DJ Bobo, hat "Secrets Of Love" besser gefallen. Da hab ich zu ihm gesagt, dass ich "Love Is The Price" gerne auf mein Album nehmen würde.
 
Ich kann von mir behaupten, dass ich mit Deiner Musik groß geworden bi,n und das ich fast jedes Sandra-Album in meinem Schrank stehen habe. Das einzige, was ich bisher noch nicht erlebt habe, ist ein Sandra-Konzert. Werden ich und Deine Fans dieses Jahr die Gelegenheit bekommen Dich Live zu sehen?
 
Sandra:
Ich hatte in den letzten Monaten bereits schon mehrere Auftritte. Aber mein Ziel ist es endlich mal wieder live mit einer Band aufzutreten und zu touren. Ich denke intensiv darüber nach. Letztendlich hängt eine Tour jedoch auch von dem Erfolg des Albums ab.
 
Vor Deiner Zeit als Solokünstlerin hast Du ja in der "Girlband" Arabesque gesungen. Derzeit werden viele Bands ja öffentlich im Fernsehen gecastet. Was hältst du von dieser Möglichkeit des "schnellen" Ruhms?
 
Sandra:
Da halte ich nicht viel davon. Ich bin der Meinung, eine Karriere muss man sich erarbeiten. Das geht nicht innerhalb weniger Monate. Über viele der Gewinner dieser Casting-Sendungen spricht heute doch keiner mehr. Ich kann mir vorstellen, dass viele dieser Casting-Gewinner in ein tiefes Loch fallen, wenn dieser schnelle Ruhm ebenso schnell wieder vorbei ist. Das zu verarbeiten, stelle ich mir, gerade wenn man noch so jung ist, sehr schwer vor.

Du lebst mit Deinem Mann und Deinen beiden Kindern auf Ibiza. Ich kann mir vorstellen, dass es dort gerade jetzt außerhalb der Urlaubssaison sehr ruhig und gemütlich ist. Wie sieht es im Sommer aus? Kannst Du Dich dann frei bewegen, ohne ständig erkannt zu werden?
 
Sandra:
Im Sommer meide ich Ibiza-Stadt. Frei bewegen ist da leider nicht drin, da ich sehr häufig erkannt und fast überall auch angesprochen werde. Auf der einen Seite fühlt man sich da natürlich sehr geehrt, aber auf der anderen Seite ist das mitunter auch ganz schön anstrengend. Daher versuche ich auch auf Ibiza die Plätze, wo viel los ist, zu meiden.

Früher wurde deutschsprachige Musik im Radio verpönt. Mittlerweile ist sie radiotauglich und "salonfähig". Könntest Du Dir vorstellen eine Single auf Deutsch zu veröffentlichen?
 
Sandra:
Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Meine Songs werden ja nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen Ländern veröffentlicht. Das würde nicht gehen, wenn ich in Deutsch singen würde.

Vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen! Wir wünschen Dir für Dein Comeback und die weitere Zukunft alles Gute!
 

Das Interview führte Patrick Schmidt vom 25.02.2007.


 
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